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31. Mai in Tigray, Äthiopien. Unser einheimischer Bergführer erklärt uns zu Beginn unserer Wanderung zu einem schönen Aussichtspunkt, dass wir eine ‚mittelschwere‘ Wanderung unternehmen werden. Bald stellen wir fest, dass diese Wanderung alles andere als mittelmäßig ist. Wir klettern eine Stunde lang entlang steiler Abhänge, zwischen Schluchten und über lose Steine. Aber es lohnt sich. Die Aussicht und die prächtige Landschaft waren der Wahnsinn.
Nach dem Mittagessen hat unser Bergführer eine weitere tolle Wanderung im Angebot. Er verspricht uns eine kürzere, aber abenteuerlichere Tour. Später gesteht er, dass er mit einer Gruppe durchaus vier Stunden braucht und dass die Leute oft aufgeben oder anfangen zu weinen. Nach einer Reihe rutschiger, senkrechter Felsen ohne vernünftigen Halt steigen drei unserer Crewmitglieder aus. Die anderen klettern weiter, begleitet von fünf einheimischen Bergführern. Diese Guides sind großartig. Immer, wenn ich etwas abrutsche, sagen sie „Langsam, langsam.“ Super! Herzlichen Dank!
Wir sind schon mindestens 200 Meter steil aufgestiegen und klettern mit fragwürdiger Sicherheitsausrüstung eine senkrechte Felswand von etwa 8 Metern hoch. Bald darauf erreichen wir eine Art Adlernest-Plateau von etwa 4 Quadratmetern. Wir sind sehr weit oben und um uns herum geht es tief hinab. Ein Stück weiter und drei Meter höher sehe ich einen Mann mit Bart auf einem Felsvorsprung sitzen. Das muss das Ende sein. Noch zwei weitere Luftsprünge über Hunderte von Metern Tiefe und ein senkrechter Aufstieg von drei Metern und wir sind am Ziel. Das dachte ich zumindest.
Nachdem ich die letzten schwindelerregenden Meter zurückgelegt habe, kommt sofort einer der Bergführer über den Vorsprung zu mir. Plötzlich geht alles sehr schnell, der Mann führt mich weiter, wir gehen um die Ecke des Felsens in Richtung einer gähnenden Leere, er gibt immer wieder Anweisungen und ehe ich mich versehe, laufe ich über einen 10 Meter langen und 1 Meter breiten Vorsprung. Auf der einen Seite des Felsvorsprungs befindet sich eine 200 m hohe Steilwand und auf der anderen Seite ein 300 m tiefer klaffender Abgrund. Alles ohne jeden Halt. Nichts. Ich klebe an dieser Wand. Der Vorsprung scheint auch nirgendwohin zu führen, alles, was ich vor mir sehe, ist Höhe, Fels, der kleine Vorsprung und dieser Idiot. Je mehr ich mich an die Wand drücke, desto stärker will sie mich in die Tiefe ziehen. Es ist alles eine Frage von Sekunden, mein Bergführer behält das Tempo bei. Ich bin überrumpelt. Ehe ich mich versehe, werde ich in ein Loch in der Mitte des Felsens gestoßen.
Ein rundes Loch in der Mitte der Felswand führt zu einem ausgesparten, ungefähr 6 m2 großen Loch. Niels sitzt auf dem Boden, sein Blick ist verschwommen. Elmar lacht ein wenig. Ich werde von einem mulmigen Gefühl der Panik, Höhenangst, Müdigkeit, Schwindel und Verwirrung überwältigt. Es fühlt sich surreal an. Wo zum Teufel bin ich? Ich spüre, wie sich der Boden der Höhle unter mir bewegt (Niels sagte später, dass er das auch hatte). Ich kann nicht fassen, dass ich mich 300 Meter über dem Boden in einem Felsloch befinde, dessen einziger Ausgang ein 30 cm breiter Vorsprung ist (das dachte ich jedenfalls). Ich kann es einfach nicht fassen.
In dem Loch befindet sich eine kleine Holztür zu einer Kirche, die noch tiefer in den Fels gehauen ist. Das war der ganze Grund für den Aufstieg. Die Tür öffnet sich und ein Priester führt uns herum. Es ist wunderschön. Unser Bergführer erzählt uns von den Wandmalereien, „Das sind die 12 Apostel.“ Ich denke mir: ‚Super gemacht du Dussel, du führst hier ein nettes Gespräch über deine Apostel, während ich darüber nachdenke, wie ich diesen Raum dekorieren werde, denn schließlich werde ich ja FÜR DEN REST MEINES LEBENS HIER FESTSITZEN!‘ Alles dreht sich noch. Ich habe Pudding in den Beinen und bin überzeugt, dass ich kollabiere, wenn ich noch einmal auf diesen Vorsprung steigen muss. Zurück in der Höhle, schaue ich durch das klaffende Loch nach oben. Das kann doch nicht. Man kann den Vorsprung von innen nicht sehen, es gibt nur Weite, Tiefe und Höhe da draußen. Ich rutsche auf meinem Hintern in Richtung des Lochs und schaue mir vorsichtig den Vorsprung an. Zu meiner Freude sehe ich, dass er nicht 30 cm, sondern mindestens 80 cm breit ist. Das gibt mir gerade genug Seelenfrieden, um eine Rückkehr zu wagen. Während ich innerlich weine und an Schuhe denke (das ist wichtig, Leute! Schuhe geben Ruhe und Halt! Immer!), steige ich als Erster nach draußen.
1. Juni in Afar, Äthiopien. Bis jetzt waren wir auf dem Hochplateau von Äthiopien. Das ist der erschlossene Teil des Landes mit einem milden Klima. Jetzt fahren wir ins Tiefland, dem Holzhütten-Teil des Landes mit dem offiziell heißesten Klima der Welt. Wir werden im Dunkeln einen aktiven Vulkan besteigen (denn tagsüber ist es zu heiß dafür). Guter Plan natürlich! Nach einer anstrengenden Wanderung von mehr als 10 km erreichen wir gegen 23 Uhr den Gipfel des Vulkans. Ich stehe weniger als einen halben Meter von der bröckeligen Kante entfernt und blicke in den Krater hinunter, während der Wind in Richtung des Lochs bläst. Nicht gerade sicher das Ganze. Etwa 50 Meter weiter unten im Krater können wir durch die Schwefeldämpfe hindurch irre Lavaexplosionen sehen. Der Lavasee hat einen ähnlichen Klang wie ein wildes Meer, nur ein paar Oktaven höher. Eine unglaubliche Erfahrung. Nachdem ich das überlebt habe, ziehe ich meinen Anzug im Camp an, das etwas weiter unten an der Straße liegt, und wir machen ein paar tolle Fotos und Aufnahmen am Lavasee. Wir verbringen die Nacht auf dem Gipfel des Vulkans unter freiem Himmel, inmitten von allerlei Krabbeltieren. „Wenn du auf die Toilette musst, dann geh einfach hinter den Kamelen!“
2. Juni in Afar, Äthiopien. Wir sind ein paar Stunden gefahren und jetzt sind wir in der Hölle auf Erden gelandet. Wir steigen in einer Art Wüstenlandschaft aus, wo es absolut nichts gibt. Es sind mindestens 46 Grad, aber der Wind bläst wie verrückt. Mindestens Windstärke 7. Es gibt nirgendwo Kühlung. Das Trinkwasser ist glühend heiß. Unsere Unterkunft ist eine Hütte aus Pfählen und Stroh. Diese Hütte ist aber nur zum Kochen gedacht. Wir schlafen draußen auf wackligen Holzbetten. Unser Reiseführer hat uns gerade erzählt, dass der örtliche Afar-Stamm der aggressivste Stamm in ganz Afrika ist. „Sehr aggressiv, ja. Aber kein Problem, wir schlafen draußen.“ Der Plan war, hier zwei Nächte zu bleiben. Innerhalb von zwei Minuten wurde entschieden, dass das keine gute Idee war. Wir haben alle Drehorte und Dreharbeiten in einem Tag abgehandelt und sind nach einer Nacht mit quietschenden Reifen abgereist.
Über die schwer bewaffnete Security, die uns überallhin folgte, weil wir nur einen Kilometer vom Kriegsgebiet mit Eritrea entfernt herumsprangen, will ich gar nicht sprechen. Meine Mutter liest diesen Artikel nämlich auch. Sie würde verrückt werden. Wie dem auch sei, es ist alles gut ausgegangen! Und zum Glück haben wir noch die Bilder!
Wenn wir für unsere Kampagne unterwegs sind, machen wir so einiges mit. Die Kampagnenfotos sind immer superschön, aber die Realität sieht oft anders aus.... Hier sind einige Schnappschüsse, die wir während unserer Reise gemacht haben. Wenn Sie sie anklicken, können Sie nachlesen, was darauf genau zu sehen ist.
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